16. Dezember 2020
Anna Krüger (Name geändert) leidet seit dem jungen Erwachsenenalter an einem chronischen Lipödem. Bei dieser Krankheit ist das Unterhautfettgewebe der Patient(inn)en, insbesondere weiblicher, deutlich vermehrt. Das Lipödem-typische Erscheinungsbild sind schmerzhafte, anlagebedingte Fettgewebsverteilungsstörungen der Extremitäten – meistens der unteren, seltener auch der Arme. Auch bei Anna betreffen die symmetrischen Fettanlagerungen ihre Beine. Es ist ein langer Leidensweg unter Schmerzen – körperlich wie psychisch, denn Sport führt meist nicht zur Besserung. Oft sind die Patienten dem Unverständnis ihrer Mitmenschen ausgesetzt. Gerade im Teenageralter kann das sehr hart sein. Hinzu kommt, das Wissen, dass es sich um eine fortschreitende Krankheit handelt. Auch die lange Zeit bis zur Diagnosestellung kann zermürbend sein – so auch bei Anna, denn auch ihr Hausarzt hatte die Krankheit zunächst nicht erkannt. Erst mit Anfang zwanzig wusste Anna endlich was sie quälte. Seither besteht ihr Leben aus jeder Menge Arztbesuche und der anstrengenden Bekämpfung der Symptome durch sogenannte nicht operative Therapien wie der Lymphdrainage und der Kompressionswäsche.
Über das Internet ist Anna vor einer Weile auf das Lipödem-Zentrum-Mittelhessen (LZM) der Klinik für Plastische, Ästhetische, Rekonstruktive und Handchirurgie des Agaplesion Evangelischen Krankenhauses Mittelhessen in Gießen aufmerksam geworden. „Ich bin so froh, dass es die Klinik gibt“. Zuvor war sie, in der Region geboren und aufgewachsen, immer wieder den langen Weg nach Köln gefahren.
„Von der Diagnose über die Absprache mit Fachärzten und Behörden, bis hin zur Koordination der Behandlung mit den Krankenkassen hat mich das Zentrum den ganzen Weg über begleitet. Hier fühle ich mich richtig gut aufgehoben“, erzählt Anna erleichtert. Die 100. Patientin ist glücklich und dankbar über die Verbesserung der Lebensqualität. In den folgenden Wochen ist nun eine umfassende Nachbetreuung in der Klinik geplant.
Das Kompetenzzentrum wurde gegründet, weil die Zahl der Betroffenen und das erhöhte Bewusstsein in der Bevölkerung für das Beschwerdebild deutlich zunimmt.
In enger Kooperation mit Angiologen, Gefäßchirurgen und Selbsthilfegruppen sowie wissenschaftlicher Auswertung der Ergebnisse möchte das Zentrum die höchstmögliche Versorgungsqualität für die betroffenen Patienten bieten.